Welcome Innsbruck - Winter 2017/18
W E L C O M E 24 W I N T E R UND ES HAT BUMM GEMACHT! A N D T H E N T H E R E W A S A B O O M ! Für die Innsbrucker ist das frühmorgendliche, dumpfe Dröhnen schon Gewohnheit im Winter, für manche sogar ein freudiges Signal: Die Pulverabfahrt ruft. Tatsächlich ist es jedoch das Zeichen dafür, dass Innsbruck gut geschützt wird. // Innsbruckers have almost become used to the dull roaring in the early mornings in the wintertime, for some it is even a welcome signal: the powder slopes are calling. In fact, though, it is a sign that Innsbruck is well protected. W enn es morgens gegen sieben Uhr dröhnt, dann wird gesprengt. Christof Schabus, stellvertretender Betriebs- leiter der Innsbrucker Nordkettenbahnen, und seine Kollegen sind jene, die den Knopf drücken. Ihn drücken müssen, denn der Schnee, der die Nordkette in strahlendes Weiß hüllt, kann zur Gefahr für die 1.000 Höhenmeter darunter liegenden Stadttei- le werden. „Ab einer Neuschneehöhe von 20 Zentimetern sprengen wir“, erklärt Schabus. „Wir warten nicht, bis mehr Schnee zusammenkommt, denn dann bestünde die Gefahr einer Großlawine.“ Wir, das sind die Männer und Frauen der insgesamt 252 Tiroler La- winenkommissionen. In jeder Gemeinde, in der eine potenzielle Lawi- nengefahr besteht, sind diese Gremien verpflichtend. Auf der Nordseite Innsbrucks sind das Christof Schabus und seine Kollegen, die auch die Entscheidung treffen, wann gesprengt wird. Je mehr Schnee kommt, des- to mehr Personen werden in den Entscheidungsprozess eingebunden – bei Lawinenwarnstufe 5 wird zudem das Innsbrucker Amt für Sicherheit involviert. Das war das letzte Mal 2011 der Fall, erinnert sich Schabus. „In drei Tagen hat es damals viereinhalb Meter geschneit. Da wurde mor- gens und abends gesprengt, damit wir die Schneemassen kontrolliert ins Tal bringen.“ Die Lawinenkommisionsmitglieder entscheiden auch, wann Wege gesperrt werden oder evakuiert werden muss. In der Tat sind solche Ereignisse aber immer seltener geworden, denn der Schnee wird – im Gesamten gesehen – weniger. Ausgelöst werden die Lawinen auf der Nordseite Innsbrucks am Ha- felekar und auf der Seegrube. Für die Sprengungen gibt es zwei Methoden – Sauerstoff-Gas-Kanonen und Sprengseilbahnen. Die Vorrichtungen für die vier Sauerstoff-Gas-Kanonen – Gazex genannt – sind am Grat ober- halb des Funparks fix installiert. Das System läuft vollautomatisch: Das Propangas-Sauerstoff-Gemisch wird mittels Funk aus einem angebauten Container freigesetzt und am Ausgang der Kanone gezündet. Diese kont- rollierte Explosion findet etwa drei Meter oberhalb der Schneedecke statt, die Lawine wird also durch eine Druckwelle ausgelöst. Die zweite Methode ist eine wesentlich unmittelbarere und damit auch nicht ungefährlich: Über eigene Spreng-Seilbahnen – die Kaminspitz- bahn und die Seilbahnrinnenbahn am Hafelekar und auf der Seegrube eine Bahn am Osthang – kommt Emulex AV zum Einsatz, ein aluminium- haltiger Emulsionssprengstoff, der vor allem zum künstlichen Auslösen von Lawinen eingesetzt wird. „Mit den Sprengbahnen können Spreng- punkte direkt angefahren werden“, erklärt Schabus. 2,5 Kilogramm des gallertartigen Sprengstoffs werden an einer sechs Meter langen Schnur befestigt. Mit dieser Fracht fährt die Bahn los. Beim Wegfahren wird der Anreißzünder ausgelöst, der wiederum die Zündschnur entzündet. Die Länge der Zündschnur entscheidet über den Sprengzeitpunkt – zwei Mi- nuten entsprechen etwa einem Meter. „Ein Restrisiko bleibt immer“, sagt Christof Schabus. Auch wenn die Sprengungen mittlerweile zur Routine geworden sind, ist Vorsicht ange- bracht. Von der Sprengung selbst sehen die Sprengmeister selten etwas – meistens verhindert Nebel die Sicht auf die Ereignisse, die durch den Sprengstoff ausgelöst werden. Umso wichtiger ist es, genau hinzuhören und alles genau im Auge zu behalten – denn wenn es nicht läuft wie ge- plant, kann die Routine schnell zur Gefahr werden. Im Regelfall läuft aber alles nach Plan – und das frühmorgendliche Bum sorgt nicht nur für mehr oder weniger muntere Innsbrucker, sondern auch für regen Betrieb in der Nordkettenbahn. Der Spurt um die erste Spur ist ein heiß umkämpfter. W © BFW/NORDKETTENBAHN
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