Welcome Innsbruck - Sommer 2018

W E L C O M E 49 A ls eines der „geschichtlich bedeutendsten und bauge- schichtlich relevantesten Objekte“ benannte das Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck dereinst das Gebäude an der Adresse Burggraben 3. Seine Geschichte konnte nun im Zuge eines Umbaus genau erfasst werden: Durch die Abtragung des mo- dernen Betonbodens wurden die verschiedenen Nutzungsphasen des Gebäudes sichtbar. Auch das Mauerwerk konnte zeitlich und funktional zugeordnet werden. Der große Raum im Erdgeschoß des Gebäudes, der auch weiterhin als Informationsstelle für Reisende dienen wird, nutzte einst die mittelalterliche Stadtmauer als Südmauer. 1548 wurde das Gebäude schließlich das erste Mal urkundlich er- wähnt – als Hofstallung. Das erdgeschoßige Haus war damals als Ne- bengebäude der Landesresidenz in der Hofburg für den erzherzoglichen Hof in Gebrauch. Nicht ohne Grund wurde die dahinter verlaufende, heute als Stiftgasse bekannte Straße früher als Stallgasse bezeichnet. Zum Graben hin gab es damals noch keinen Ein- oder Ausgang – dieser kam erst später dazu. Zwei Jahrhunderte später gab es hier keine Pferde mehr, dafür zwei Stockwerke: 1717 zogen hier 24 Rumorknechte, die Stadtwache, ein. Weitere hundert Jahre später wurden hier Militärkanzleien errichtet – im Jahr des Tiroler Aufstands 1809 war die nunmehrige Hauptwache abwechselnd von Bayern, Österreichern oder Tiroler Bauern besetzt und der Dreh- und Angelpunkt erbitterter Kämpfe. 1848 wurde es erneut Schauplatz eines Kampfes, als Studenten es besetzten und einen offenen Landtag und dessen freie Wahl forderten. 1921 wurde das Gebäude schließlich von der Stadt Innsbruck erworben und erneuert. Fortan waren in der großen Halle hier Meldeamt, Passamt, Fundamt und Lebensmittelkartenstelle untergebracht. Beheimatet wa- ren im Haus außerdem die Schule für die Schutzmannschaft und das Amt der Kriminalpolizei. 1929 wurde außerdem ein Polizeimuseum zu Unterrichtszwecken eröffnet. 1936 zog die Polizei aus, das Gebäude wurde nun vollends zu Verwaltungszwecken der Stadt verwendet. „Wir sind stolz, dass die Halle ,unserer‘ Innsbruck Information im Kon- text der Innsbrucker Stadtgeschichte eine besondere Rolle spielt. Erklär- tes Ziel der Neugestaltung war es so auch, die ursprüngliche Proportion und das Erscheinungsbild der Halle wieder sichtbar zu machen. Genauso wichtig war es für uns, die Umbauarbeiten in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt zu planen und die einmalige Chance zu nützen, auch Grabungen auf diesem historisch bedeutenden Boden zu ermöglichen“, erklärt Dr. Karl Gostner, Obmann des Innsbruck Tourismus. Tiefschürfend: Die Grabungen in der Halle der Innsbruck Information lassen Einblicke in fünf Jahrhunderte Geschichte zu. // In depth: the diggings at the Innsbruck Information hall grant insights into five centuries of urban history. © SUSANNE GURSCHLER

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