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Der Anfang
Ihre ersten Aufträge waren hauptsächlich Reparaturen. „Dafür habe
ich mittlerweile kaum mehr Zeit“, sagt Claudia. Heute ordern Musi-
ker Geigen, Bratschen, Celli, Gamben und Viole d’amore bei der Meis-
terin – Instrumente aus lange vergangenen Zeiten, jedes nach den
Vorstellungen des jeweiligen Kunden gefertigt und mit der eigenen
Note der Instrumentenbauerin versehen. „Jeder Instrumentenbauer
hat seine Handschrift. Dabei geht es nicht nur um handwerkliches
Können, sondern auch um Gefühl und Intuition. Würde man ein In-
strument gleich nachbauen, würde es trotzdem nie gleich klingen.“
Ein Instrument aus ihrer Hand erkennt sie auf jeden Fall wieder. Und
das Gefühl, in einem Konzert zu sitzen und den Klängen des eigenen
„Babys“ zu lauschen, ist nahezu unbeschreiblich: „In einem zehnköp-
figen Orchester war einmal die Hälfte der Instrumente von mir. Das
macht mich schon stolz.“
Das Herz
Vier Instrumente baut Claudia pro Jahr, immer eins nach dem ande-
ren. Angefangen von der Auswahl des Holzes über feine Einlegear-
beiten bis zur Lackierung am Ende ist alles von ihrer Hand gefertigt.
Außerdem baut sie auch barocke Bögen. Damit hat sie eine Nische ge-
funden. Wo denn der Unterschied zwischen einem modernen und ei-
nem Barockbogen liegt? „Moderne Bögen sind, was die Feinheit der
Spielweise anbelangt, Pinsel – barocke hingegen Bleistifte.“ Das hat
auch seinen Preis: 1.000 Euro kostet ein Stück aus ihrer Werkstatt.
Am liebsten baut sie Gamben, das ist ihre Spezialität. Das Instrument
lernte sie während ihrer Ausbildung in Cremona kennen und lieben –
und während sie noch davon schwärmt, was an diesem Instrument so
besonders ist, beginnen ihre Finger über die Saiten aus echtem Darm
zu wandern, die rechte Hand führt den Bogen. „Grand Ballet“, ein Stück
von Marin Marais spielt Claudia. Und es stimmt, der Klang des Instru-
ments beschert Gänsehaut. Der Anblick der Instrumentenbauerin an
ihrem Handwerksstück aber nicht weniger.
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I
f she had known as a child how it feels to play a viol (or viola da gam-
ba), and that the latter suited her much better than the violin, Clau-
dia Unterkofler would probably have become a professional musician
©ANDREASFRIEDLE