Previous Page  116 / 132 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 116 / 132 Next Page
Page Background

WELCOME

||

116

Der Anfang

Ihre ersten Aufträge waren hauptsächlich Reparaturen. „Dafür habe

ich mittlerweile kaum mehr Zeit“, sagt Claudia. Heute ordern Musi-

ker Geigen, Bratschen, Celli, Gamben und Viole d’amore bei der Meis-

terin – Instrumente aus lange vergangenen Zeiten, jedes nach den

Vorstellungen des jeweiligen Kunden gefertigt und mit der eigenen

Note der Instrumentenbauerin versehen. „Jeder Instrumentenbauer

hat seine Handschrift. Dabei geht es nicht nur um handwerkliches

Können, sondern auch um Gefühl und Intuition. Würde man ein In-

strument gleich nachbauen, würde es trotzdem nie gleich klingen.“

Ein Instrument aus ihrer Hand erkennt sie auf jeden Fall wieder. Und

das Gefühl, in einem Konzert zu sitzen und den Klängen des eigenen

„Babys“ zu lauschen, ist nahezu unbeschreiblich: „In einem zehnköp-

figen Orchester war einmal die Hälfte der Instrumente von mir. Das

macht mich schon stolz.“

Das Herz

Vier Instrumente baut Claudia pro Jahr, immer eins nach dem ande-

ren. Angefangen von der Auswahl des Holzes über feine Einlegear-

beiten bis zur Lackierung am Ende ist alles von ihrer Hand gefertigt.

Außerdem baut sie auch barocke Bögen. Damit hat sie eine Nische ge-

funden. Wo denn der Unterschied zwischen einem modernen und ei-

nem Barockbogen liegt? „Moderne Bögen sind, was die Feinheit der

Spielweise anbelangt, Pinsel – barocke hingegen Bleistifte.“ Das hat

auch seinen Preis: 1.000 Euro kostet ein Stück aus ihrer Werkstatt.

Am liebsten baut sie Gamben, das ist ihre Spezialität. Das Instrument

lernte sie während ihrer Ausbildung in Cremona kennen und lieben –

und während sie noch davon schwärmt, was an diesem Instrument so

besonders ist, beginnen ihre Finger über die Saiten aus echtem Darm

zu wandern, die rechte Hand führt den Bogen. „Grand Ballet“, ein Stück

von Marin Marais spielt Claudia. Und es stimmt, der Klang des Instru-

ments beschert Gänsehaut. Der Anblick der Instrumentenbauerin an

ihrem Handwerksstück aber nicht weniger.

||

I

f she had known as a child how it feels to play a viol (or viola da gam-

ba), and that the latter suited her much better than the violin, Clau-

dia Unterkofler would probably have become a professional musician

©ANDREASFRIEDLE