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Wörgler Wasserwelt

D

ie schwere Holztür quietscht beim Öffnen. Mit den vielen

kleinen Glasscheiben, die im Holz eingefasst sind, ist sie

recht schwer. In der Eingangshalle liegt roter Kramsacher

Marmor. Rund zwölf Euro kostet das Ticket. Jeder Schritt die Stufen

mit dem Messinggeländer hinauf hallt im Foyer, das Licht schimmert

durch die bunten Tiffany-Jugendstilfenster herein.

Endlich raus aus dem Skitourengewand, hinein ins weiße Leintuch.

Skitouren und Sauna sind für Innsbrucker nämlich Teil des Wochen-

endes. Über knirschende Holzstufen geht’s hinunter zu den Duschen.

Die türkisen Fliesen wirken beruhigend, klar und befreiend. Das warme

Wasser rinnt unter der Dusche angenehm über die Haut. Fein!

„Aufguss!“, ruft jemand durchs ganze Dampfbad. Noch feiner. Es hat

90 Grad. Der Herr mit Goldkette und Wohlstandsbauch stellt sich als

Kurt vor. Er würde jetzt einen Aufguss machen. „Wem’s zu hoaß isch,

der kann ruhig gian“ (Wem es zu heiß ist, der kann ruhig gehen) und er

ergänzt: „Am beschtn durch di Tia“ (Am besten durch die Tür). Ein paar

lachen, hierzulande Witz trägt einen grauen Bart.

Drei Schöpfer Wasser zischen auf den heißen Steinen des Ofens, die

Feuchtigkeit und damit die heiße Luft steigt langsam auf, es duftet

nach Latschenkiefer. Schweißperlen bilden sich auf der Haut der Be-

sucher, von denen sich viele namentlich kennen. Zwei ältere Damen

unterhalten sich über ihren misslungenen Kuchen von gestern. Dahin-

ter wird es philosophisch, als der Herr erklärt, warum nichts und nie-

mand schneller als Licht fliegen kann, und landet dabei bei der all-

gemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein. „Drei Haare in der

Suppe sind relativ viel, drei am Kopf relativ wenig“, lacht ein Dritter im

Bunde. Der sogenannte Physiker schüttelt den Kopf und straft ihn ver-

ständnislosen Blickes. „Saunadisziplin!“, mahnt Kurt. „Bitte unterhal-

tet euch leise!“ Derweil wachelt er gekonnt, ja fast schon kunstvoll mit

seinem Saunatuch und schlägt die heiße Luft herunter. Einmal, zwei-

mal und dreimal gießt er auf. „Sitzenbleiben!“, schreit er beim Propel-

ler, der letzten Runde des Aufgusses, bei der die Luft mit dem Tuch

schwungvoll über dem Kopf im Kreis gedreht wird. Alle klatschen, wie

es sich gehört, strömen zur Dusche und zum Kaltwasserbecken: Ul-

tramarinblau sind die Fliesen. Danach geht’s ins Warmwasserbassin,

über dem sich eine Glaskuppel aus gelben und blumigen Strukturele-

menten befindet. Auf der Wand darunter sind Ornamente aus kleinen

goldenen Fliesen. Alles wirkt ordentlich, strukturiert und ist typisch für

den Jugendstil, der sich als Antithese zum Überladenen des Barock

entwickelt hat.

Raum und Zeit sind zwei Konstrukte der Physik, die hier keinen in-

teressieren. Das Sinnliche der heißen Luft, des Schwitzens sowie der

wohltuenden Architektur vertreibt den Alltag und kennt keinen Uhr-

zeiger, der sich unermüdlich im Kreis dreht. Gerne vergisst man im

Dampfbad die Welt da draußen. „Über allen Gipfeln ist Ruh“, heißt

es im Gedicht von Goethe. So schön hätte er wohl über die Ruhe im

Dampfbad geschrieben. Passen würden dieselben Zeilen jedenfalls ...

Im Buffet des Dampfbades gibt es unter anderem Bier und Grau-

käse mit Essig und Öl. Graukäse ist der Inbegriff der Tiroler Jausenkul-

tur. Schön ist das Leben.

In der Dampfkammer aus weißemMarmor ist es nicht so heiß wie in der

Sauna, aber dafür sehr feucht, was den Bronchien gut tut. Hier hält man

es länger aus, anschließend wird im Ruheraum pausiert, ehe es weiter-

geht. Im Innsbrucker Refugium geht es allen gut, wir haben es hier sehr

schön, so wie uns Gott geschaffen hat, und keinen interessiert’s.

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