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tille senkt sich über das Publikum, wenn der Dirigent seinen
Taktstock hebt. Es ist ein tiefes, kollektives Aufatmen, eine er-
wartungsvolle Spannung, die sich vom Podium über den Platz
auf jeden Anwesenden überträgt und die sich schließlich – mit dem
ersten Ton, der erklingt und der den Innenhof der Hofburg in nahe-
zu magische Vibration versetzt – in wohlige Aufmerksamkeit auflöst.
Wieder und wieder wird diese Spannung entfacht: 26 Abende lang
präsentieren in Summe etwa 1500 Musiker rund 300 Werke, europa-
weit sind die Innsbrucker Promenadenkonzerte nahezu einzigartig,
sind sie doch eine der wichtigsten Veranstaltungen für Bläsermusik
des Kontinents. Und dies nicht nur in Hinblick auf den gebotenen Um-
fang. „Ein Beweis für die Bedeutung der Innsbrucker Promenaden-
konzerte ist auch, dass Staaten wie Deutschland, Belgien, Frankreich,
die Schweiz oder Slowenien ihre Repräsentationsorchester nach Inns-
bruck entsenden“, bestätigt der künstlerische Leiter Alois Schöpf. „Das
geschieht nur, wenn der Aufführungsort von seinem Image her diesen
hochprofessionellen Orchestern entspricht.“
Der Gedanke
Der Ort, die Art und der Inhalt sind es, die den Promenadenkonzerten
ihr ganz besonderes Flair verleihen: „Sie präsentieren im Grunde in
zeitgemäßer Form, was bereits seit der Zeit der Wiener Klassik üblich
ist: Die Werke der hohen Kunst in Umformung für Bläser bei abendli-
chen Serenaden einem breiten Publikum zu Gehör zu bringen“, erklärt
Schöpf den Grundgedanken, aus dem sich die zwei wesentlichen Ele-
mente ergeben: „Alle Werke, die im Innenhof der kaiserlichen Hofburg
erklingen, müssen in Bezug auf ihre kompositorische Qualität vor den
Maßstäben der Klassik, auch der klassischen Moderne, bestehen kön-
nen. Und: die Innsbrucker Promenadenkonzerte werden nicht in einem
Konzertsaal durchgeführt, zu dem das Publikum nur Zugang hat, wenn
es zuvor eine teure Karte gekauft hat.“ Den Innenhof der kaiserlichen
Hofburg in Innsbruck kann jeder Interessierte betreten und verlassen,
wann er will, die Konzerte sind kostenlos zugänglich. Daraus ergibt
sich diese ganz besondere Atmosphäre, die Schöpf als Magie bezeich-
net: Ein schöner Sommerabend, ein erstklassiges Werk, das von einem
hochkarätigen Orchester präsentiert wird, gebannte Zuhörer – „das ist
schlicht und einfach unvergleichlich“.
Die Dramaturgie
Die Promenadenkonzerte verfolgen eine eigene Dramaturgie, sie schaf-
fen einen musikalischen Spannungsbogen, der den Zuhörer in sein-
en Sog zieht, bevor er ihn mit einem Hochgefühl wieder in die Nacht
entlässt. „Nach dieser Dramaturgie haben sich die Orchester zu richt-
en bzw. können sie diese nur dann verlassen, wenn die Gründe, es zu
tun, mindestens ebenso stark wiegen wie die Gründe, die uns bewo-
gen haben, nach Jahren der Erfahrung eine solche Dramaturgie zu for-
mulieren“, betont Schöpf. Im Prinzip aber geht es in erster Linie einmal
darum, das Publikum anzulocken. Erst wenn das erreicht ist, beginnt
der zweite Teil des Konzertabends, den man unter das Motto „Heraus-
forderung“ stellen könnte, wie der künstlerische Leiter es formuliert:
„Neben so genannter altösterreichischer Militärmusik werden nämlich
bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten auch zahlreiche zeitgenös-
sische Werke aufgeführt, für die jedoch die Hörbereitschaft des Publi-
kums erst geschaffen werden muss.“ Im dritten und Teil des Programms
ist „Versöhnung“ angesagt: „Die Anstrengung des Publikums, sich auf die
Abgründe der Moderne eingelassen zu haben, werden durch gefällige
Ohrwürmer aus dem Bereich der gehobenen Unterhaltungsmusik des
19. und des frühen 20. Jahrhunderts belohnt.“
Auf die Frage, welchen der zahlreichen Abende er besonders empfe-
hlen möchte, gibt Schöpf sich zurückhaltend: „Für mich ist jeder Abend
in seiner Art unverwechselbar und wichtig und ich für mich möchte kein
einziges Konzert missen. Ohne marketingverseuchtem Hintergedanken
kann ich ehrlichen Herzens empfehlen, vom 4. bis zum 31. Juli jeden Tag
in die Innsbrucker Hofburg zu kommen.“
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Die Promenadenkonzerte verfolgen eine eigene Dramaturgie,
sie schaffen einen musikalischen Spannungsbogen,
der den Zuhörer in seinen Sog zieht.
© INNSBRUCKERPROMENADENKONZERTE
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