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Der Sturm bricht los

Abschrecken ließen sich die damaligen Pioniere von dem tragischen Fall

nicht. Zumal die meisten nicht im hochalpinen Gelände unterwegs wa-

ren – Steilhänge gehörten noch nicht wirklich ins Repertoire der dama-

ligen Skiläufer. Und wo es einen Haufen Sportler gibt, ist auch der erste

Wettbewerb nicht weit: Am 9. Jänner 1895 fand dieser im Raum Sist-

rans/Schloss Ambras statt, organisiert vom 1893 gegründeten Akademi-

schen Alpenklub Innsbruck. 15 Skifahrer stellten sich der Herausforde-

rung, die aus heutiger Sicht eher ein Langlauf als ein richtiges Skirennen

war. Angeblich musste damals wegen der ungünstigen Schneelage die

2,5 Kilometer lange Bahn gewalzt werden. Der Sieger Max Duregger ge-

wann mit einer Zeit von 10 Minuten und 15 Sekunden – und zwei Minu-

ten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Es sollte für einige Zeit der erste

und gleichzeitig letzte Bewerb bleiben, denn man liest in den Berich-

ten von damals von auffällig schneearmen Wintern. Die ersten Tiroler

Meisterschaften fanden schließlich 1905 in Kitzbühel statt. 1909 wur-

den die ersten Innsbrucker Mittelschulmeisterschaften gestartet, die –

war erst einmal der zuvor große Widerstand gebrochen – ab nun jedes

Jahr mit stark steigenden Teilnehmerzahlen wiederholt wurden. Bereits

nach zwei Jahren erklärte der Unterrichtsminister den Wettkampftag

für schulfrei. Bei diesen Bewerben taucht übrigens auch der Name Luis

Trenker auf, der in Innsbruck die Realschule besuchte.

Bahn frei

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war es eine kurze, aber ereig-

nisreiche Geschichte des Skisports in Innsbruck. Obwohl St. Anton und

Kitzbühel damals bereits enorme Bedeutung hatten, hatte Innsbruck

mindestens genauso viel zur Entwicklung beigetragen. Nahezu alle heu-

te bekannten Ski- und Tourengebiete waren erschlossen und beschrie-

ben (wenn auch natürlich nicht in der Form ausgebaut). 18 Skivereine

mit 1.213 Mitgliedern gab es um 1914 in Tirol, reine Abfahrtsrennen

gab es aber sehr selten. Noch war man auf Norwegen und den dortigen

Stil fixiert. Langlauf und Sprung waren die beiden Disziplinen, die zu-

dem oft miteinander kombiniert wurden. Das sollte sich zunehmend än-

dern. Allerdings gab es bei diesen Abfahrten noch keine Richtungstore,

den besten Weg ins Tal suchten sich die Fahrer selbst aus – Ortskundi-

ge waren also klar im Vorteil. Die Forderungen nach rein alpinen Läufen

wurden lauter. Ende der 1920er-Jahre kam die Wende – mit dem ersten

Kandahar-Rennen 1928 in St. Anton. Und dieses Rennen war auch der

Durchbruch der Innsbrucker Läufer, bei der Parsennabfahrt in Davos zwei

Jahre später belegten sie die ersten vier Plätze. Und nun ging es auch los

mit den Bahnen: 1928 wurden die Patscherkofelbahn und die Nordket-

tenbahn eröffnet. Die Seegrube wurde schließlich als zusätzliche Wett-

kampfstätte einbezogen, vor allem, wenn es im Tal zu wenig Schnee gab.

Ski statt Schneemann

Die Zeit der Abfahrer und Slalomfahrer brach an. Toni Seelos war ei-

ner der berühmtesten jener Zeit: 1930 gewann er den Slalom auf der

Seegrube – seinen ersten je gefahrenen. Anneliese Schuh-Proxauf ist

ZUR PERSON: ANNELIESE SCHUH-PROXAUF

Zusammen mit ihrem 2008 verstorbenen Ehemann Max Schuh

gründete Anneliese Schuh-Proxauf 1958 das Flugunternehmen

Aircraft Innsbruck, welches 1977 als erstes privates Flugunter-

nehmen die Linienberechtigung erhielt. 1960 stellte Anneliese

Schuh-Proxauf mit einer absoluten Höhe von 7.170 Metern einen

österreichischen Rekord im Segelflug auf. Ebenso erflog sie einen

österreichischen Rekord mit 6.400 Metern relativem Höhengewinn

und den österreichischen Streckenrekord über 326 Kilometer mit

Rückflug in der Zeit von 6 Stunden und 15 Minuten. Anneliese

Schuh-Proxauf wurde mehrfache Tiroler Tennismeisterin sowie

Österreichische Vizemeisterin und gewann 1955 ein Turnier in

Nizza, worauf sie im selben Jahr bei den Wimbledon Champion-

ships antreten konnte.

BUCHTIPP

Ein spannender und fundierter Streifzug

durch die Schigeschichte in Innsbruck und

der Innsbrucker:

„Skisport in Innsbruck.

Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert“

von Anneliese Gidl/Karl Graf. Haymon Verlag

2010, € 29,90

Auch Damen waren schon recht bald

auf Brettern anzutreffen. //

It didn’t take long for the ladies

to get on the skis.

©FRANZALBER–NACHLASSVONB.RYBITZKA

© INNSBRUCKERNORDKETTENBAHNEN (2)