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ngefangen hat alles 2001 mit einem Downhill-Video, das ihr

ein Freund gezeigt hat. „Das hat mich sofort schwer faszi-

niert“, schwärmt Ludi. „Von einer Verwandten habe ich ein

wenig Geld geerbt und mir damit gleich ein Bike gekauft.“ Die Inns-

bruckerin wusste damals noch nicht, dass sie ein Bike-Pro sein wird

und 2015 Brand-Managerin des Fahrradherstellers LIV.

Bauch.Gefühl.

Statt im Labor zu sitzen, wollte Ludi ihre Arbeit lieber mit Reisen,

Natur, Sport und Menschen verbinden. Innsbruck bot das Umfeld da-

zu: Berge, Bikewege, Downhill- und Enduro-Tracks. Studiert hat sie

Molekularbiologie, ein Fach, mit dem man ordentlich Kohle verdie-

nen kann. Fürs Doktoratstudium bekam sie aber lange Zeit kein For-

schungsgeld. Langweile machte sich breit ... und erfinderisch. Daher

wurde sie Fahrtechniktrainerin und Ausbildnerin für die Mountain-

bike-Übungsleiter beim Österreichischen Alpenverein. „Damit konn-

te ich ein bisschen Geld verdienen und habe mich als Bikeguide

selbstständig gemacht.“ Bereut habe sie die Entscheidung nie, denn

es ging ihr gut: „Ich war zwar arm, aber glücklich, weil ich auf mein

Bauchgefühl hörte.“ Damit sie jeden Tag biken kann, lebt Ludi üb-

rigens im Winter in Colorado bei ihrem Freund und im Sommer in

Innsbruck.

Verletzt und gerettet

„Biken ist für mich Freiheit, Freude, Anstrengung und auch Risiko“,

weiß Ludi. Downhill ist anstrengend: „Nach einem Trail krampfen die

Hände.“ Downhill ist gefährlich: „Ohne Schutzkleidung fahren nur Irre.“

Downhill ist nur für harte Männer – müsste man jetzt meinen. Trotz-

dem verbirgt sich unterm Helm eine zarte Frau. Bezahlt hat Ludi aber

schon ausgiebig: Das Biken hat sie durch eine schwere Verletzung

sprichwörtlich ins Knie gezwungen. Das Biken hat ihr aber auch gehol-

fen: „Mein kaputtes Knie musste ich trainieren, Enduro war meine Ret-

tung, denn Treten heißt Training fürs Knie.“ Ich runzle meine Stirn und

Ludi ergänzt: „Enduro-Biker fahren mit ihrem Rad zuerst hinauf, dann

geht’s hinunter. Downhiller fahren lieber mit dem Lift hinauf. Beides

geht in Innsbruck sehr gut.“

Bike.Bekenntnis

Mountainbiker und Downhiller prägen das Bild der Stadt: Überall sieht

man sie; in der Früh, zu Mittag, nach der Arbeit. „Beeindruckt bin ich

von den älteren Herren, die mich beim Rauffahren aber so was von

abhängen. Das gibt es nur in Innsbruck. Dafür bin ich runter halt

schneller und schneidiger“, grinst Ludi verschmitzt. Außerdem: Inns-

brucker und Biken gehören einfach zusammen wie Speckknödel und

Sauerkraut. „Wir sind Weltstadt, wir sind Sportstadt, wir sind Bike –

Quer daher: Der Downhill-Trail auf der Seegrube ist nichts für schwache Nerven. //

Crosswise: The Downhill trail on the Seegrube isn’t for the faint-hearted.