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in Schnapserl in Ehren kann niemand verwehren. Dieses
Sprichwort ist Aufmunterung und Ermahnung zugleich, denn
was mit „in Ehren“ gemeint ist, kann man sich wohl denken.
Jedenfalls beschäftigt man sich in Tirol sehr gerne mit Schnaps – so-
wohl mit der Herstellung als auch mit dessen Genuss. Und das ist
kein Wunder, denn das Schnapsbrennen hat hierzulande eine lange
Tradition: Über 4.000 Brennrechte gibt es im Land.
Der Brenner
Edi Leismüller ist einer von ih-
nen, und zwar einer, der es ganz
genau nimmt. Seit über 20 Jah-
ren beschäftigt er sich mit der
Materie. Unter dem Namen
„Kerschbuacher“, so der Name
des Hofs im Innsbrucker Stad-
teil Arzl, vermarktet er auch
seine Schnäpse. Das Destillie-
ren ist eine Leidenschaft, die
er zum Beruf gemacht hat – auf
höchstem Niveau: „Da das Bren-
nen für mich auch eine Lebens-
philosophie darstellt, habe ich
zu Beginn meiner Tätigkeit als
Brenner meine Ziele formu-
liert und niedergeschrieben: Le-
bensqualität und höchste Produktqualität sind die obersten Ziele,
denen untergeordnet ist die Wirtschaftlichkeit. Und genau so setze
ich es seitdem auch um“, erklärt Edi Leismüller. Im Laufe der Jahre
hat der Landwirt und Obstbaumeister mehrere Ausbildungen abge-
schlossen. In Wien und Berlin ließ er sich zum Destillateur ausbil-
den, schließlich absolvierte er auch die Ausbildung zum Weinbau-
und Kellermeister und seit 15 Jahren ist er gerichtlich beeideter
Sachverständiger für Destillationstechnik und Destillatbewertung,
Pflanzenzucht, Obstbau, Weinbau und Kellertechnik. Sehr viel Know-
how also. „Zum Destillieren gehört ein entsprechendes Wissen und
auch Technik. Ich sage immer: A bissl brennen geht nicht. Ein bissl
schwanger geht ja auch nicht.“
Nach einer mehrjährigen Testphase hatte Leismüller seinen Quali-
tätslevel definiert und gefunden. Von Beginn an spezialisierte er sich
auf die traditionellen, heimischen Obstsorten. Einen Teil davon züchtet
er selbst, doch natürlich reicht die Ernte nicht für die benötigte Menge.
Den Großteil der Rohware kauft er in ganz Österreich zu, wobei er Wert
auf vollreife und aromatische
Früchte legt, Fallobst kommt
nicht in seine Maische. „Um Qua-
lität zu erzeugen, muss man
auch Qualität als Basis haben.“
Sein rarstes und dementspre-
chend auch teuerstes Erzeugnis
ist der Enzianschnaps, ein reiner
Brand aus Enzianwurzeln. Aus
einer Tonne Wurzeln des Gelben
Enzians, der aus Wildwuchs aus
den französischen Zentralalpen
stammt, gewinnt der Brenner
17 bis 18 Liter feinsten Schnaps.
Seine Produkte – darunter Arz-
ler Wildvogelbeere, Edler Ap-
fel, Alte Hausbirne, Tiroler Maril-
le, Quitte oder Arzler Wildkirsche
– vermarktet er vorwiegend ab
Hof. Neu in seinem Sortiment ist der „Innsbrucker Muskateller“ – mit
Trauben von seinem Hof. Der allerdings ist sehr limitiert.
Infos unter
www.kerschbuacher.atDer Brauer
Im Jahr 1999 hat sich Harald Baumgartner seinen Lebenstraum erfüllt:
seine eigene Brauerei. Der gelernte Brauer- und Mälzermeister starte-
te alleine und begann „von der Pike auf“, wie er sagt, mit der Schaf-
fung seines eigenen Biers. „Die Rezepte dazu hatte ich schon im Kopf,
die Entwicklung und Verfeinerung dauerte dann noch circa ein halbes
VON BRENNERN & BRAUERN
ABOUT BREWING & DISTILLING
Der Durst darf nicht zu kurz kommen –
das ist quasi Gebot in Tirol. Und mit „Ich hab an Durst“ meint der
Innsbrucker oft: „Jetzt wär ein Bier oder ein Schnapserl gut“. Zum Glück ist man in der Hinsicht bestens
ausgestattet. //
It is some sort of unwritten law
in Tyrol that “thirst” should never be supressed. And with
“thirst”, the Tyrolean mostly means the thirst for alcohol. Luckily, we are optimally equipped when it
comes to beer or schnapps.
Seine Destille ließ sich Edi Leismüller entsprechend
bestimmten dimensionalen Abläufen bauen. //
Edi Leismüller’s distillery was built
according to specific designs.
©ALLEBILDER:ANDREASFRIEDLE